Blick von der Klappenbrücke nach Südwest (Kronshörn) links auf dem Acker war die Kalkbrennerei von Johann Behrend Jürgens (Hausblatt 35/31)

Foto 1953 Oetje Borchers


Die Klappenbrücke war der Zugang zu den Driefeler Wiesen, die südlich der Zeteler Bäke in der Gemeinde Bockhorn liegen. Es waren minderwertige Wiesen, in denen das Gras sauer war und die Gräben voll Schilf standen. Aber gleich hinter der Brücke war eine wichtige Produktionsstätte, die viel Platz erforderte und etwas abseits liegen mußte. Man brannte dort Muschelkalk. Sicher reicht die Muschelbrennerei bis in die Zeit vor dem Deichbau zurück, wo die Muschelschalen per Schiff angefahren wurden. Der zum Brennen nötige Torf wurde mit Pferdewagen herangeschafft. Es mußte Weißtorf aus dem Hochmoor sein, der Siellandtorf eignete sich nicht dafür. Jenseits der Klappenbrücke wurde ein langer Tunnel gebaut, der schichtweise aus Weißtorf und Muschelschalen bestand. Bei günstigem Wind, der schön lang durch den Tunnel fegen konnte, wurde der Haufen angezündet und brannte mehrere Tage. War der Torf verbrannt, waren die Muscheln wasserempfindlich und mußten schnell unter Dach gebracht werden. Die Kalkscheune stand bei Jürgens. Von hier aus wurde er dann als Maurerkalk laufend verkauft. Von der Scheune ist nichts mehr erhalten, aber unten auf den Parzellen 9,80/81 findet man noch heute Unmengen von Muschelschalen, denn perfekt war die Brennerei damals nicht. Viele Muscheln erreichten die notwendige Hitze kaum oder gar nicht und blieben einfach liegen als stumme Zeugen einer frühen Industrie.

Heinz Dreher